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Paul Abraham
Die wirren Jahre in Budapest
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Erstmal Geldverdienen Aus der Nachkriegszeit gibt es nicht sehr viele gesicherte Zeugnisse über das Leben von Paul Abraham. Wahrscheinlich ist wohl, dass er sich zunächst intensiv kaufmännischen Geschäften widmete.. Später hieß es, er habe in dieser Zeit „die dunkle Seite seiner Existenz“ ausgelebt. Paul Abraham war - das zeigte sich sein ganzes Leben - eine Spielernatur. Aus zeitgenössischen Zeitungsberichten, auftauchten, wissen wir, dass er für sich und Andere an der Börse spekuliert, dort erst viel Geld verdiente, dann aber in die Pleite rutschte. In einem Zeitungsbericht hieß es seinerzeit, der junge „hoffnungsvolle Komponist“ habe mangels bisherigem Erfolg ein Börsenbüro eröffnet und dort unter anderem für viele Künstlerfreunde (die selbst teilweise mittellos waren) an der Börse spekuliert. In der Baisse 1924 musste er dann Konkurs anmelden. Weil viele Kleinanleger sich nicht auf einen Vergleich einigen wollten, wurde er angezeigt und wegen Veruntreuung und Unterschlagung ins Budapester Gefängnis an der Markó utca eingeliefert. Er selbst berichtete von einem Partner, der ihn in die Sache hineingerissen habe. Davon ist in den vorliegenden Meldungen nicht die Rede. Auch das Urteil ist nicht bekannt. Die Jahre bis zu seiner Zeit als Kapellmeister am Budapester Operettentheater (ab 1927) liegen weitestgehend im Dunkeln. Abraham verkehrte neben seiner wie auch immer gearteten Broterwerbstätigkeit in seiner Freizeit in Kaffeehäusern und in den neu entstehenden Jazzkellern, wo er ab und zu auch selbst Kapellen und Bands dirigierte. Darüber, wie sein Interesse an der leichten Muse erwachte, erzählte Abraham verschiedene Geschichten. Eine davon lautet: "Als junger, ideal veranlagter Musiker schrieb ich Streichquartette, die mir nichts eintrugen. Meine schönsten Sonaten und Fugen brachten mir nicht den geringsten Lohn. Eines Tages war ich in einer Schallplattenhandlung, wo man einen fürchterlichen Schmachtfetzen spielte: ´Ich küsse Ihre Hand, Madame´. Die Verkäuferin aber sagte mir, dass von dieser Platte schon eineinhalb Millionen Stück verkauft seien. So begann ich, Schlager zu komponieren. In jede Operette schmuggle ich aber einige kleine Fugen hinein, denn ich habe immer großen Spaß, wenn nach der Premiere der eine oder andere ernste Musikliebhaber mir dafür dankbar die Hand schüttelt.”  (Zeitschrift „Tonfilm, Theater, Tanz"). Diese Episode variierte er von Interview zu Interview mit wechselndem Personal und wechselnden Musikstücken. In Wirklichkeit lernte Abraham im Budapster Café New York den ungarische Autor und Conferenciér Gezső Kellér kennen, der ihm den Text zu einem gemeinsamen Couplet schrieb. In seinen Memoiren berichtet Keller, dass dieses Lied im Club „Jardin“ von Oskar Denés gesungen wurde und den allerersten Erfolg Abrahams darstellte. Gleichzeitig brachte das Komödientheater Rott eine halbstündige Revue der beiden heraus. Die ersten großen Erfolge 1927 begann Abraham als Kapellmeister am Budapester Operettszínház  (Operettentheater). Sein erster kompositorischer Erfolg kam mit der Operette „Zenebona“, für die er vier Melodien beisteuerte. Sie kamen so gut an, dass er den Auftrag für eine eigene Operette erhielt. Diese lautete „Der Gatte des Fräu- leins“ und basierte auf einem Theaterstück von Gabor Drégely. In dieser musikalischen Komödie, die 1928 uraufgeführt wurde, spielte, neben etablierten Kollegen, auch die damals erst 16jährige Marta Eggerth, die als Wunderkind galt und hier den Startschuss für ihre internationale Karriere als Operettensängerin und Schauspielerin gab. Den Durchbruch für Paul Abraham  leitete dann 1929 eine Filmmelodie ein. Der in Ungarn gedrehte Film „Melodie des Herzens“ war ursprünglich als Stummfilm geplant gewesen. Doch just zu dieser Zeit wurden die technischen Möglichkeiten für den Tonfilm entwickelt – kurz- fristig wurde entschieden, die „Melodie des Herzens“ als Musikfilm zu drehen. Eingängige Musik musste her. Neben anderen Komponisten wurde auch Abraham beauftragt. Er „recycelte“ u.a. eine für „Der Gatte des Fräuleins“ entstandene Melodie. So sang Willy Fritsch in diesem Film das Abraham-Lied „Bin kein  Hauptmann, bin kein großes Tier“, das in Deutschland zu einem Hit wurde. Als dann auch die Operette „Viktória“ (nach einem Theaterstück von Imre Földes) in Budapest erfolgreich aufgeführt wurde, hielt es Abraham nicht mehr in Ungarn. Auf Empfehlung von Ufa-Produzent Erich Pommer macht er sich, zusammen mit seiner Frau Sarolta (Charlotte) Feszelyi, auf nach Berlin, der damaligen Hauptstadt der europäischen Vergnügungssucht.
Budapest Panorama. Foto: Wikimedia/uzo19 Marta Eggerth Zurück Zurück
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Der erste Tonfilm. Paul-Abraham- Lied in „Melodie des Herzens“
Es war der erste Tonfilm der Ufa, und Paul Abraham steuerte seinen späteren Hit „Bin kein Hauptmann, bin kein Offizier“ bei. Neben den Operetten wurde er so zum international erfolgreichen Filmkomponisten.
Die Nachricht von der Verhaftung Paul Abrahams Diese Meldung in der Zeitung Világ (Buda- pest) berichtet am 2. Februar 1924 über die Verhaftung von Paul Abraham. Er wurde in das Budapester Gefängnis an der Markó utca eingeliefert. Die Anklage lautete auf Verun- treuung und Unterschlagung, nachdem sein Börsenbüro durch Spekulation konkurs gegangen war. (Zum Vergrößern auf das Bild klicken.)
Der tragische König der Jazz-Operette
Wohnung in  Budapest Spätestens seit Beginn seines Studiums wohnte Paul Abraham mit seiner Mutter in der Baron Aczél utca 3 (heute Ditrói Mór utca) in Budapest. (Foto: Martina Wunsch)